Tierisches Wissen

Unsere Natur im Januar: wunderschöne Wintergäste, Spuren im Schnee und Frühblüher

Einige Vogelarten aus kälteren Gefilden finden jetzt den Weg zu uns, um hier den Winter zu verbringen. Wie sein Name verrät, verläßt der skandinavische Bergfink (Fringilla montifringilla) in großen Schwärmen seine Heimat Skandinavien. Und in den Parks unserer Städte sowie auf Freiflächen und Abfallhalden kann man jetzt besonders viele Saatkrähen (Corvus frugilegus) beobachten. In Ihrer Heimat Osteuropa ist es ihnen jetzt zu kalt.

Wunderschöner Wintergast – der Seidenschwanz

Seidenschwänze (Bombycilla garrulus) sind besonders prächtige Singvögel, die in den letzten Jahren vermehrt bei uns gesichtet werden. Sie verlassen die sibirische Taiga in großer Zahl, wenn dort die Futterlage schlecht ist. In solchen Jahren gibt es regelrechte Invasionen in unseren Gärten, wo sich die wunderschönen Vögel Beeren aller Art schmecken lassen.

Seidenschwänze | Foto: © Erni - Fotolia.com
Seidenschwänze | Foto: © Erni – Fotolia.com

Weitere Wintergäste sind Schellente (Bucephala clangula), Rotdrossel (Turdus iliacus), Kanadagans (Branta canadensis), Raufußbussard (Buteo lagopus), Birkenzeisig (Acanthis flammea oder Carduelis flammea), Merlin (Falco columbarius) und Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra).

Kaadagänse | Foto: © Martina Berg
Kanadagänse | Foto: © Martina Berg

Zwar singen die meisten Vögel erst im zeitigen Frühjahr, um ihr Revier abzustecken und einen Partner zu finden. Doch auch jetzt im Winter kann man einigen Wintersängern lauschen. Gerade in den klaren und kalten Winternächten ertönt der Ruf unseres größten Eulenvogels, des Uhus (Bubo bubo), kilometerweit über das Land. Und auch sein kleinerer Verwandter, der Waldkauz (Strix aluco) ist jetzt deutlich wahrzunehmen. Ein weiterer Wintersänger ist der winzige Zaunkönig (Troglodytes troglodytes), der trotz seiner geringen Größe erstaunlich laut singen kann. Auch einige männliche Singvögel wie Amsel und Kohlmeise beginnen Ende Januar bereits mit ihren Balzgesängen.

Spuren im Schnee

Die im Januar meist vorhandene Schneedecke ist ideal dazu geeignet, sich im lesen von Tierspuren zu üben. Mit etwas Übung und eventuell mit der richtigen Literatur bewaffnet (oder der passenden App auf dem Smartphone) lernt man schnell die Trittsiegel im Schnee zu unterscheiden und zuzuordnen. Besonders charakteristisch sind die Hoppelspur eines Hasen (Lepus europaeus) oder auch die schweren Trittsiegel eines Wildschweins (Sus scrofa). Nach einiger Zeit sind Sie vielleicht sogar in der Lage, das Alter einer Spur zu bestimmen.

Hasenspur im Schnee | Foto: © Martina Berg
Hasenspur im Schnee | Foto: © Martina Berg

Quartiergäste auf dem Dachboden und im Keller

Viele Tiere unserer Heimat haben es auch lieber warm und trocken und so suchen einige im Winter die Geborgenheit menschlicher Behausungen. Der Siebenschläfer (Glis glis) zieht sich für seinen Winterschlaf gern in Dachstühle oder Scheunen zurück. Auf dem Dachboden findet man auch häufig überwinternde Schmetterlinge wie den Kleinen Fuchs (Aglais urticae oder Nymphalis urticae) oder das Tagpfauenauge (Inachis io oder Nymphalis io), die zum Überleben eine frostfreie Unterkunft brauchen.

Im Gegensatz dazu hat Mutter Natur den Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) mit einem Frostschutzmittel (Glyzerin) ausgestattet, das es ihm erlaubt, im Freien zu überwintern. Es ist schon ein faszinierender Anblick, den ein Zitronenfalter im Winterschlaf an einem eingeschneiten Strauch bietet.

Erdkröten | Foto: © Martina Berg
Erdkröten | Foto: © Martina Berg

Erdkröten (Bufo bufo) und Fledermäuse (Microchiroptera) bevorzugen für ihre Winterruhe eher Kellerräume, die für sie wohl Ersatzhöhlen darstellen. Bitte wecken sie diese Tiere nicht auf und gönnen sie ihnen den Platz – sie machen garantiert keinen Krach und hinterlassen kaum Dreck. Und im zeitigen Frühjahr sind sie ja auch wieder verschwunden.

Christrosen künden vom baldigen Frühling

Ihren Namen erhielt die Christrose (Helleborus niger), weil sie in milden Wintern schon um Weihnachten blüht. Man kennt sie auch unter den Namen Schneerose und Schwarze Nieswurz (Niespulver!). Die bei uns leider sehr selten gewordene Blume wächst nur in den Alpen. Als Heilpflanze wird sie als Abführmittel und bei Nierenleiden eingesetzt.

Christrosen | © Svenni - Fotolia.com
Christrosen | © Svenni – Fotolia.com

Ende Januar erwacht die Natur – langsam aber sicher

Am Ende des Monats werden viele Tiere wieder lebhafter. Die Hasen rangeln auf den teilweise noch verschneiten Feldern und Wiesen um die Weibchen. Und auch bei den Füchsen beginnt jetzt die Ranzzeit. Auch im kalten Januar lohnt es sich also, mit offenen Augen und Ohren durch die Natur zu streifen. Viel Spaß dabei!

Quellen und Literaturtipps:

Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt Blankbogen, ist DFBV-Trainerin und Autorin von Bogensport-Büchern. Als Fach-Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Dies ist ihr Hobbyblog.