Tierisches Wissen

Der Biber – interessante Fakten über den putzigen Holzfäller

Der Europäische Biber (Castor fiber) gehört zusammen mit dem Kanadischen Biber (Castor canadensis) zur Gattung Biber (Castor sp.) aus der Ordnung der Nagetiere (Rodentia).

Die Biberpopulation in Deutschland

Die Biberpopulation in Deutschland wird derzeit auf etwa 22.000 Tiere geschätzt. Originalpopulationen gibt es allerdings nur noch an der Elbe, in den meisten südlichen und westlichen Bundesländern wurde er wieder eingebürgert. Der Gesamtbestand des Bibers in Europa und Asien ist wieder auf etwa 430.000 Tiere angewachsen. Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) stuft den Biber als „gering gefährdet“ ein.

Biber - Foto: © Martina Berg
Fressender Biber – Foto: © Martina Berg

Ein erwachsener Biber kann etwa einen Meter lang werden – reine Körperlänge ohne Schwanz. Dabei ist der europäische mit 60 bis 80 cm etwas kleiner als sein kanadischer Vetter. Der Schwanz erreicht eine Länge von 30-35 Zentimetern. Bei einer Schulterhöhe von 40 Zentimetern wiegt er bis zu 35 Kilogramm.

Europäischer und kanadischer Biber

Der Europäische Biber hat 48 Chromosomen, der kanadische nur 40. Damit ist erwiesen, das es sich um zwei Arten handelt und nicht wie früher vermutet um Unterarten nur einer biologischen Art.

50 Zentimeter dicke Baumstämme nagt der Biber in einer Nacht durch. Zum geborenen Holzfäller macht ihn die rot-orange-farbenen Schmelzschicht auf seinen Zähnen, die unglaublich hart ist. Die Zähne sind 8 Millimeter breit und teils 3,5 Zentimeter lang.

Biber - Foto: © Martina Berg
Biber im Wasser – Foto: © Martina Berg

Ein junger Biber legt bis zu 100 km zurück, um ein eigenes Revier zu finden. Als Lebensraum benötigt er einen bis drei Kilometer Flußlauf, die er mit seinem Sekret (dem „Bibergeil“ oder Casteureum) markiert.

Bau und Eigenschaften einer Biberburg

Die Besiedlung eines unbesetzten Gebietes wird nach erfolgter Markierung sofort mit dem Bau einer Biberburg gefestigt. Nur der kanadische Biber baut seine Burg inmitten eines Sees, unsere heimische Art gräbt seine Burg in das Ufer eines Gewässers. Bevorzugt werden recht steile Hänge mit einer Steigung von etwa 45 Grad. Die Wasserhöhe des Sees muß mindestens 50 cm betragen, weil der Eingang immer unter Wasser liegt. Reicht der Wasserstand nicht aus, dann reguliert der Biber ihn durch die Errichtung eines Dammes. Der Hohlraum, den der Biber nun gräbt, kann im Laufe der Zeit die beachtliche Größe von 2 x 2 Metern erreichen. Bei Hochwasser gräbt der Biber weiter nach oben und wenn er dabei die Decke durchbricht, dann verschließt er das Loch mit Äste und Schlamm. So entsteht die bekannte Biberburg, die am Ufer wie ein kahler Ast- oder Erdhaufen aussieht. Diese Burgen erreichen eine Höhe von bis zu 2 Metern.

Der Biberbau ist ein Wunderwerk der Klimatechnik

Ein Biberbau ist ein wahres Wunderwerk der Klimatechnik: 2 Grad Celsius sind es im Bau, wenn es draußen bis zu minus 20 Grad kalt ist. Bei Sommerhitze von bis zu 30 Grad bleibt es in der Biberwohnung angenehme 20 Grad kühl. Dies liegt wahrscheinlich unter anderem daran, daß der Eingang zur Biberburg unter Wasser liegt.

Biber - Foto: © Martina Berg
Schwimmender Biber – Foto: © Martina Berg

23.000 Haare hat der Biberpelz – pro Quadratzentimeter! Ein Mensch hat nur circa 600 pro Quadratzentimeter auf dem Kopf. Da das Fell den Biber vor Feuchtigkeit und Kälte schützen muß, pflegt er es immer sehr ausgiebig. Bei der Fellpflege kann man Biber häufig beobachten, wenn er nicht gerade mit Bau- oder Baumfällarbeiten oder Nahrungssuche beschäftigt ist. In der Abenddämmerung ist es am wahrscheinlichsten, dass man einen Biber in seinem Lebensraum zu Gesicht bekommt.

Der Biber reagiert frühzeitig auf bevorstehende Wetterveränderungen. So deutet eine rege Bautätigkeit darauf hin, dass der Winter bald Einzug hält.

Der Riesenbiber war 2,5 Meter groß

Vor etwa 10.000 Jahren starb der Riesenbiber (Castoroides ohioensis) aus. Er lebte über zwei Millionen Jahre in Nordamerika und wurde unglaubliche 2,5 Meter groß. Es ist möglich, das Menschen dem Riesenbiber begegnet sind. Man vermutet, das die indianischen Legenden, in denen der Mi’kmaq-Gott Gloosecap einen Riesenbiber versteinert und seine Nachkommen zu kleinerer Gestalt verdammt, auf Begegnungen mit dem Riesenbiber zurückzuführen sind.

Geschlechtsreif werden Biber im Alter von zwei bis drei Jahren. Biber sind monogam, sie gegen eine lebenslange Partnerschaft ein. Die Tragzeit beträgt 105 bis 107 Tage und Ende April bis Anfang Mai kommen zwei bis drei, selten aber auch bis zu sechs Junge zur Welt.

Im Jahr 1754 erklärte der Jesuitenpater Cahrlevoix den Biber zum Fisch. Damit wurde er als Fastenspeise für Christen akzeptiert. In Kanada gibt es eine Süßigkeit mit dem Namen „Biberschwanz“ und in Deutschland eine Dachziegelform mit diesem Namen. Beide – Süßigkeit und Dachziegel – teilen aber nur die Form mit dem Original.

Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt Blankbogen, ist DFBV-Trainerin und Autorin von Bogensport-Büchern. Als Fach-Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Dies ist ihr Hobbyblog.