Tierisches Wissen

Kuno, Petra, Klausi, Eugen & Co. – Tierische Sommerloch-Geschichten

Eine freiheitsliebende Kuh, die eine späte Karriere als EM-Orakel macht. Krokodil „Klausi“ entpuppt sich als harmlose Bartagame. Trauerschwänin „Petra“ ist verliebt in ein Tretboot. Und Killerwels „Kuno“ verspeist Dackelwelpen. Jedes Jahr wieder tauchen sie plötzlich und unvermutet in den Medien auf: die Sommerloch-Tiere. Und bevor es in diesem Sommer eine neue Geschichte gibt, hier erstmal eine kleine Rückschau auf die tierischen „Lückenfüller“ der vergangenen Jahre.

1990: Flusspferd Elsbeth

Sie hieß Elsbeth und war ein Zwergflußpferd. Doch das „Zwerg“ täuscht schon etwas, denn Elsbeth war immerhin rund 4 Zentner schwer und floh aus einem Zirkus in Fürth. In den Fluten der Pregnitz war Elsbeth ihren Verfolgern lange Zeit überlegen. Erst nach einer Woche fingen die Jäger von THW, DLRG und Polizei die Flusspferddame wieder ein.

Zwergflußpferd - Foto: © Martina Berg
Zwergflußpferd – Foto: © Martina Berg

1994: Sammy, der Killer-Kaiman

Im Juli 1994 geht Jörg Zars mit seinem Brillenkaiman an den Starnberger See. Er will seinem Haustier eine Abkühlung im Straberger See ermöglichen. Die Sicherung mittels einer Hundeleine erwies sich als nicht kaimantauglich – Sammy büxte aus. Der 80 cm große „Killer-Kaiman vom Loch Neuss“machte ganz schön große Wellen. Hauptsächlich in den deutschen medien: selbst der Tagesschau war Sammy eine Meldung wert. Schließlich wurde Sammy von Tauchern erwischt. Heute lebt er auf einer Alligator-Action-Farm in Hessen.

2001 bis 2003: Killerwels Kuno

Killerwels Kuno war eines der wenigen Sommerlochtiere, die über einen längeren Zeitraum immer mal wieder durch die Medien geisterten – oder besser schwammen. Kuno lebte in einem See in Mönchengladbach und soll einen Dackelwelpen ins Wasser gezehrt und verschlungen haben. Erst 2003 fand man ihn tatsächlich – leider kieloben im See treibend. Kuno brachte immerhin 35 Kilo auf die Waage. Der Wels wurde ausgestopft und kam in ein Museum.

Wels - Foto: © Kletr - Fotolia.com
Wels – Foto: © Kletr – Fotolia.com

2002: Geierschildkröte Eugen

Das „Ungeheuer von Loch Dornach“ verhagelte im Sommer 2002 den Badenden und Anglern den Freizeitspaß am Dornacher Weiher. Die Warnschilder „Vorsicht Lebensgefahr“ waren aber in diesem Fall tatsächlich sinnvoll. Denn das Ungeheuer war eine gefährliche Schnappschildkröte, genauer gesagt eine Geierschildkröte. Mit ihrem Biss kann sie problemlos einen Finger durchtrennen. Ein mutiger junger Mann fing das Tier eine Woche nach der ersten Sichtung mit bloßen Händen.

2004: Känguru Heidi

Känguruweibchen Heidi graste lieber auf frischen Wiesen, statt im niederbayerischen Eggenfelden in ihrem heimischen Tiergehege zu hocken. Auch der Gedanke an ihren verlassenen Partner Hermann trieb Heidi nicht zurück. Erst nach einigen Wochen gelang es einem Jäger, Heidi mit einem gezielten Schuss zu betäuben. Kängurumann Hermann war sicherlich froh über Heidis Rückkehr.

Bennett-Känguru - Foto: © Martina Berg
Bennett-Känguru – Foto: © Martina Berg

2005: Das Monster von Aschheim

Das Sommerloch 2005 wurde durch die Geschichte über eine angeblich gemeingefährliche Geierschildkröte im Aschheimer Speichersee in der Nähe Münchens gestopft. Drei Tage war der ganze Ort in heller Aufregung. Dann entpuppte sich die Schnappschildkröte als harmlose, 17 Zentimeter große Gelbwangen-Schmuckschildkröte.

2006: Problembär Bruno

Statt sich zu freuen, dass endlich ein Braunbär Deutschland wieder für lebenswert hält, wurde aus dem österreichischen Einwanderer ein brandgefährlicher „Problembär“. Angeblich war kein Bayer mehr sicher, Bruno (so wurde der Braunbär von den Medien getauft) mußte weg! Mehrere Wochen lang narrte Bruno seine Häscher – dann wurde er leider doch erschossen. Ausgestopft steht er heute im Münchner Museum Mensch und Natur.

Braunbär - Foto: © Martina Berg
Braunbär – Foto: © Martina Berg

2006: Trauerschwänin Petra

2006 war aber nicht nur das Jahr der traurigen Sommerlochgeschichten. Es gab auch eine Liebesgeschichte, die ganz Deutschland rührte. Trauerschwänin Petra hatte sich in eine riesiges weißes Tretboot in Schwanenform verguckt und wich dem Boot nicht mehr von der Seite. Heimat des ungleichen Paares war der Aasee im westfälischen Münster.

2009: Brillenpinguin Sandy

Noch ein Vogel mit fehlgeleiteten Gefühlen: Brillenpinguinweibchen Sandy aus dem Allwetterzoo in Münster liebt Peter. Nur leider ist Peter kein Pinguin, sondern ihr Tierpfleger. Und so blieb Sandys Werben um Peter leider erfolglos und Sandy wartete vergeblich auf Nachwuchs.

Trariger Pinguin - Foto: © Martina Berg
Trauriger Pinguin – Foto: © Martina Berg

2010: Elefantenkuh Sabu

In Zürich nahm sich die Elefantenkuh Sabu einen freien Tag und büxte aus ihrem Zirkus aus. Allerdings dauerte ihr Spaziergang durch Zürich nicht lange. Erst badete sie im Zürichsee um sich dann das bankenviertel einmal anzuschauen. Doch shcon nach etwa einer Stunde konnte sie eingefangen werden und wurde in ihren Zirkus zurückgebracht.

2011: Kuh Yvonne, das scheue Reh

Ende Mai 2011 büxte Yvonne, eine braun-weiße Hausrindkuh, von ihrer Weide aus und vertrieb sich idie zeit in einem Waldgebiet. Fats täglich berichteten die Medien von einem neuen fehlgeschlagenen Versuch, Yvonne wieder einzufangen. Auch ein prächtiger Stier konnte Yvonne nicht nach hause locken. Erst am 2. September gelang es, die Kuh mithilfe von Betäubungspfeilen und Seilen einzufangen. Happy End für Yvonne: statt beim Schlachter landete sie auf einem Hof von Gut Aiderbichl und darf dort bis an ihr natürliches Lebensende ein artgerechtes Leben führen.

2011: Höckerschwan Schwani liebt blauen Traktor

Vögel scheinen sich wohl öfter mal in einen artfremden Partner zu vergucken. Und schon wieder mal im Münsterland. Dort verliebte sich ein Höckerschwan in einen blauen Traktor. Jahrelang folgte er dem Gefährt und seinem Fahrer. Allerdings war er seinem blauen Geliebten nicht immer treu. Er verschmähte auch andere Schwäne nicht.

2012: Krokodil Klausi

Ein Spaziergänger glaubte am Ufer des Mittleren Klauensees in der Nähe von Schwandorf ein Krodkodil gesehen zu haben und schlug bei den Behörden Alarm. Ein Großaufgebot von Polizisten, unterstützt von Tauchern und einem Hubschrauber suchte drei Wochen nach dem gefährlichen Reptil. Ein Reptil war es dann auch. Allerdings nicht ganz so gefährlich und auch wesentlich kleiner: eine harmlose Bartagame hatte für die ganze Aufregung gesorgt.

Bartagamen - Foto: © Martina Berg
Bartagamen – Foto: © Martina Berg

2012: Keinohrhase … ääähhh, sorry Keinohrkaninchen

Im Tierpark Limbach-Oberfrohna kam im Sommer 2012 ein Kaninchen ohne Ohren auf die Welt und avancierte sofort zum Medienliebling. Leider war sein Leben nur kurz: bei Dreharbeiten eines Fernsehsenders, die das kleine Kaninchen endgültig zum Star machen sollten, trat ein unachtsamer Kameramann das Tierbaby tot.

2013: Schnappschildkröte Lotti

Wieder einmal mußte im letzten Sommer eine Schildkröte als „See-Monster“ herhalten. Lotti wurde die Killer-Schnappschildkröte getauft, die in Irsee einem Jungen die Achilles-Sehne durchgebissen haben soll. Die Alligator-Shildkröte im Oggenrieder Weiher wurde von zahlreichen Experten und Laien gejagt aber nicht gesichtet und erst recht nicht gefangen. Wer weiß, vielleicht taucht Lotti rechtzeitig zum nächsten Sommerloch wieder auf?

Was halten Sie von diesen tierischen Sommerlochgeschichten? Finden Sie sie unterhaltsam und witzig oder langweilig und überflüssig?

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Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt Blankbogen, ist DFBV-Trainerin und Autorin von Bogensport-Büchern. Als Fach-Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Dies ist ihr Hobbyblog.