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Praktischer Tierschutz: Ansitze für Greifvögel selber bauen

Unsere heimischen Greifvögel erfreuen mich immer wieder, wenn sie elegant durch die Luft schweben oder im Sturzflug auf ein mögliches Beutetier herabstürzen. Stundenlang könnte ich ihnen dabei zusehen. Leider gibt es besonders für Mäusebussarde immer schlechtere Lebensbedingungen.

Der Mäusebussard braucht Bäume, Hecken oder Pfähle

Heute gibt es kaum noch Felder, die durch Hecken oder Zäune eingefaßt sind. Zaunpfähle und Hecken behindern die schnelle und großflächige Bearbeitung durch landwirtschaftliche Maschinen. Daher wurden sie in den vergangenen Jahrzehnten systematisch entfernt.

Porträt eines Mäsebussards - Foto: © Martina Berg
Porträt eines Mäusebussards – Foto: © Martina Berg

Der Mäusebussard (Buteo buteo) ist ein Ansitzjäger, der erhöhte Punkte in der Landschaft für die Jagd braucht. Er sitzt auf einem Baum oder einem Zaunpfahl und hält nach möglicher Beute Ausschau. Hat er eine Feld- oder Wühlmaus erspäht, ergreift er sie nach einem kurzen Jagdflug. Anders als der kleine Turmfalke (Falco tinnunculus) können Bussarde nur bei extrem günstigen Windbedingungen in der Luft „stehen“ und dabei nach Beute suchen.

Fliegender Mäusebussard - Foto: © Martina Berg
Fliegender Mäusebussard – Foto: © Martina Berg

In unserer aufgeräumten Kulturlandschaft müssen Bussarde oft mit kleinen Erdhügeln vorlieb nehmen. Teilweise laufen sie sogar über die Felder und versuchen so, Beute zu finden. Die Erfolgsaussichten, so eine flinke Maus zu erwischen, sind allerdings sehr gering. Wo Ansitze fehlen, können die eleganten Vögel nur schlecht oder gar nicht jagen.

Ansitzstangen helfen den Bussarden

Darum lohnt es sich, in solchen „kahlen Landschaften“ Ansitzstangen (auch „Julen“ genannt) oder Sitzwarten zu bauen. Das kostet nicht viel und ist wirklich einfach. Benötigt werden für jede Ansitzstange oder Warte:

  • ein zugespitzter Pfahl von etwa 2-3 m Länge und mindestens 10 cm Durchmesser
  • ein etwa 30 cm langes Rundholz von 3 bis 5 cm Durchmesser
  • eine lange Schraube

Naturbelassenes, unbehandeltes Holz ist für solch eine Stange die beste Wahl. Das Rundholz wird quer auf das stumpfe Ende des Pfahles geschraubt. Die so entstandene Sitzstange wird dann fest in die Erde gerammt.

Meist findet sich auf irgendeinem Hof, in einer Scheune oder Garage passendes Holz und eine Schraube mit Sicherheit auch in einer Heimwerkerwerkstatt. Fragen Sie doch einmal bei ihren Nachbarn. Sicher hilft Ihnen der eine oder andere auch gern bei der Arbeit.

Im Baumarkt kostet passendes Holz pro Warte etwa 3 bis 5 Euro. Dort kann man sich die Stangen auch gleich passend zuschneiden lassen. Der Zeitaufwand ist auch recht überschaubar: ich habe mit Hilfe eines Freundes pro Warte (einschließlich sägen) etwas über 20 Minuten gebraucht.

Mäusebussard auf Sitzwarte - © Otmar Smit - Fotolia.com
Mäusebussard auf Sitzwarte – © Otmar Smit – Fotolia.com

Günstige Standorte für die Ansitzstangen sind in der Nähe von Rüben- und Kartoffelmieten (wo es denn sowas noch gibt) sowie an Feldrändern oder neben Scheunen. Denn dort leben mit Sicherheit viele Mäuse. In der Regel freut sich jeder Landwirt über die gefiederten Mäusejäger, die diese künstlichen Sitzwarten meist sehr schnell gerne für ihre Jagd nutzen.

Im Winter werden die Sitzstangen besonders gebraucht

Zu keiner Jahreszeit sieht man so viele Bussarde, wie im Winter. Nahezu überall in der offenen Landschaft sieht man die großen Greifvögel auf alleinstehende Bäumen, Zaunpfählen, Laternenmasten und sogar auf den Leitpfosten direkt am Straßenrand hocken.

Scheinbar gibt es jetzt mehr Bussarde als im Sommer. Und das ist auch so. Allerdings liegt dies nicht etwa am zahlreichen Nachwuchs unserer einheimischen Vögel sondern an eingewanderten Wintergästen. Ost- und nordeuropäische Bussarde verbringen in Deutschland die kalte Jahreszeit. Manchmal befindet sich sogar ein Rauhfußbussard (Buteo lagopus) unter diesen Überwinterern.

Mehr Vögel, weniger Beutetiere und kaum Ansitzwarten. Da werden im Winter besonders viele Ansitzstangen gebraucht. Und weil der Sommer ja immer so schnell wieder vorbei ist, sollten diese bereits jetzt gebaut und aufgestellt werden. Helfen Sie mit!

Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt Blankbogen, ist DFBV-Trainerin und Autorin von Bogensport-Büchern. Als Fach-Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Dies ist ihr Hobbyblog.