Tierisches Wissen

Schwarzfühlerige Totengräber bei der Arbeit

Gestern Abend hatte ich während eines Waldspaziergangs das große Glück, einige Totengräber bei der Arbeit beobachten zu könne. Es war erst das zweite Mal, dass ich einige dieser hübschen Käfer in Aktion erleben durfte.

Glücklicherweise hatte ich meine neue Kamera dabei und konnte so gleich mal die Videofunktion testen. Das Ergebnis ist technisch noch nicht sooo perfekt, aber das kurze Filmchen zeigt sehr schön, wie sich neben den Totengräbern auch noch Fliegen an dem kopflosen Körper der Maus zu schaffen machten.

Kinderstube für den Totengräber-Nachwuchs

Wenn ich nachher an der gleichen Stelle vorbeikomme, werde ich vermutlich anstelle der toten Maus nur noch eine kleine Erderhebung sehen. Dann haben die Totengräber ihrem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht und den Kadaver regelrecht „bestattet“. Warum tut der Totengräber das? Ganz einfach: er bereitet die Kinderstube für seine geplanten Nachkommen vor.

Schwarzhörniger Totengräber auf Spitzmauskadaver - Foto: © Martina Berg
Schwarzhörniger Totengräber auf Spitzmauskadaver – Foto: © Martina Berg

Der Schwarzhörnige oder Schwarzfühlerige Totengräber (Nicrophorus vespilloides) ist ein etwa 12 bis 18 mm langer Käfer aus der Familie der Aaskäfer (Silphidae). Diesen recht hübschen schwarz-orange gefärbten Käfer findet man auf der gesamten Nordhemisphäre (Eurasien und Nordamerika). Sie können alle Landlebensräume anfliegen, in denen Kadaver von Kleintieren wie Mäusen, Maulwürfen oder Vögeln anfallen.



Neben dieser Art kommt bei uns auch der Gemeine Totengräber (Nicrophorus vespillo) recht häufig vor. Er unterscheidet sich von dem hier gezeigten Schwarzfühlerigen Totengräber durch seine teilweise orangerot gefärbten Fühler.

Dieser Käfer ist von Milben befallen - Foto: © Martina Berg
Dieser Käfer ist von Milben befallen – Foto: © Martina Berg

In der Regel fliegen gleich mehrere Käfer zu einem Kadaver und beginnen sofort damit, die Erde unter diesem wegzuschaffen. Nach wenigen Stunden ist er dann in den Boden eingesackt und wird von den Totengräbern mit lockerem Erdreich bedeckt. Das stärkste Käferpaar vertreibt zu diesem Zeitpunkt alle anderen Mitkonkurrenten. Mittlerweile wurde aus dem Aas eine Kugel geformt, die in einer Erdhöhle, der sogenannten Krypta liegt.

Das Totengräber-Männchen wird nach der Paarung vertrieben

Jetzt ist es für die Aaskäfer an der Zeit, für Nachwuchs zu sorgen. Nach erfolgter Kopula vertreibt das Weibchen auch das Männchen und legt etwa 20 bis 24 Eier. Die Eiablage erfolgt nicht direkt in das Aas sondern in einen zuvor gegrabenen Seitengang. Nach 5 Tagen schlüpfen die Larven, die vermutlich sowohl vom Aasgeruch als auch von Zirpgeräuschen der Mutter zum Aas gelockt werden.

Totengräber und Schmeissfliege auf Spitzmauskadaver - Foto: © Martina Berg
Totengräber und Schmeissfliege auf Spitzmauskadaver – Foto: © Martina Berg

Der Totengräber ist eine der wenigen Käferarten, die Brutpflege betreiben. Denn da die Larven zunächst nicht selbständig fressen können, werden sie von der Mutter gefüttert.  7 Tage später durchbrechen die Larven die äußere Aasschicht und vergraben sich im Erdreich um sich zu verpuppen. Die Jungkäfer schlüpfen noch im gleichen Jahr und überwintern.



Durch ihre Aasverwertung sind die Totengräber ein wichtiger Teil der „Gesundheitspolizei“ von Mutter Natur. Ihre Fortpflanzungsmethode ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass in der Natur nichts verschwendet wird sondern alles am ewigen Kreislauf von Leben und Tod teilnimmt.

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Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt Blankbogen, ist DFBV-Trainerin und Autorin von Bogensport-Büchern. Als Fach-Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Dies ist ihr Hobbyblog.