Haustiere

Minischweine als Haustiere – Tipps für die Haltung

Miniatur-Schweine – oder auf Neudeutsch „Minipigs“ kamen erstmals Mitte der 1990er Jahre in Mode. Kinofilme wie „Rennschwein Rudi Rüssel“ und „Ein Schweinchen namens Babe“ waren Schuld daran. Denn jetzt wollten plötzlich immer mehr Menschen statt eines Hundes lieber ein Schwein als Haustier haben. Doch leider – oder zum Glück? – ist die Haltung eines Schweines lange nicht so einfach, wie es uns im Film vorgegaukelt wird.

Ferkelchen - Foto: © Martina Berg
Ferkelchen – Foto: © Martina Berg

Auch heute noch werden Minipigs von skrupellosen Händlern oft als unkomplizierte Haustiere angeprisen. Sie lassen sich natürlich auch ganz problemlos in einer 3-Zimmer-Etagenwohnung halten. Dazu bekommt der potentielle Kunde ein meerschweinschengroßes Tier gezeigt. Leider wird nicht erwähnt, dass es sich um ein ganz junges Ferkel handelt, dass doch noch ein wenig wachsen wird.



„Ein wenig“ ist vornehm untertrieben, denn erwachsene Minipigs wiegen mindestens 30 Kilogramm, meist sogar bis zu 60 Kilogramm. Das ist dann die Gewichtsklasse eines Neufundländers. Solch einen großen Hund wollen viele Vermieter nicht in ihrer Wohnung haben, geschweige denn ein Schwein. Denn Schweinehaltung ist ungleich problematischer als Hundehaltung.

Eines der kleineren Probleme ist die sogenannte „Schweineverordnung“ (ja, die gibt es zum Glück wirklich). Nach dieser europäischen Richtlinie müssen Schweine zumindest Sichtkontakt zu Artgenossen haben. Artgerecht ist aber nur die Haltung von mehrern Schweinen gemeinsam. Denn wie man ja an den Rotten der Wildschweine sieht, die aus etwa 3bis 5 Sauen und ihren Ferkeln bestehen, sind Schweine Herdentiere.

Schweinische Geschwister - Foto: © Martina Berg
Schweinische Geschwister – Foto: © Martina Berg

Damit es innerhalb der Schweinegruppe friedlich zugeht, sollten die Tiere auch zusammen aufwachsen. So ist von Anfang an klar, wer der Chef oder die Chefin ist und es kommt zu keinen Beissereien.



Ein eigener Fressplatz für jedes Schwein muß auch sein, damit die Rangniedrigen auch etwas abbekommen. Die Futtermengen müssen genau rationiert werden, weil gerade die kleinen Schweinerassen schnell zum Verfetten neigen. Und Sie wollen Ihre Haustiere doch nicht etwa mästen um sie zu schlachten, oder? Minipigs werden übrigens 12 bis 15 Jahre alt.

Sauwohl fühlen sich Schweine nur, wenn sie auch ihrer großen leidenschaft nachgehen können: dem Wühlen. Also brauchen sie Auslauf. Sie sollten ihre grunzenden hausgenossen aber nur dann unbeaufsichtigt in ihren Ziergarten lassen, wenn Sie eh gerade eine komplette Neuanlage des Gartens planen. Denn innerhalb kürzester Zeit verwandeln Schweine einen Zierrasen in einen umgepfügten Acker. Aber Schweine brauchen das Wühlen wie die Luft zum Atmen. Mit der Erde nehmen die Tiere notwendige Mineralstoffe auf, fressen Larven, Wurzeln, Insekten und Pflanzen. Außerdem graben sie sich besonders im Sommer sehr gern in Schlamm oder nasse Wiesen ein. Dieses „Suhlen“ genannte Verhalten dient der Körperpflege, der Erfrischung und dem Abkühlen bei großer Hitze.

Erwachsenes Minischwein - Foto: © Martina Berg
Erwachsenes Minischwein – Foto: © Martina Berg

Spätestens dann, wenn sie ihr „Dreckschwein“ zum ersten Mal aus solch einer Suhle auftauchen sehen wird Ihnen klar sein: ein Schwein gehört nicht auf die Wohnzimmercouch sondern in einen eigenen Stall. Und dies nicht nur wegen des Drecks sondern vor allem auch wegen des doch sher starken „Schweineduftes“. Sowohl Eber als auch Sau riechen recht streng, auch wenn sie kastriert sind. Dieser Geruch übeträgt sich bei eingem Kontakt auch sehr schnell auf Hände und Kleidung. Sind Sie in dieser Hinsicht empfindlich, dann ist Schweinehaltung definitiv nichts für Sie.

Minischweine hinter einem Zaun - Foto: © Martina Berg
Minischweine hinter einem Zaun – Foto: © Martina Berg

Finden Sie kleine Schweinchen auch zum Knuddeln süß? Okay, aber Schweine mögen aufdringliche Menschen überhaupt nicht. Sie wehren sich gegen Knuddeln, Festhalten oder Hochheben mit ohrenbetäubendem Quicken, Zappeln und manchmal auch mit einem kräftigen Biss.  Zwar können sie versuchen, ein Schwein daran zu gewöhnen. Allerdings klappt das nur mit ganz viel Geduld und auch nicht immer. Ebenso schwierig ist es, den Tieren Tricks beizubringen oder sie regelrecht dressieren zu wollen. Das schaffen in der Regel nur erfahrene Tiertrainer, die das schweinische Normalverhalten ganz genau kennen. Denn mit Autorität oder Zwang läuft bei Schweinen überhaupt nichts – das zeugt von der hohen Intelligenz dieser Tiere, nicht wahr?

Diesem Schwein geht es saugut - Foto: © Martina Berg
Diesem Schwein geht es saugut – Foto: © Martina Berg

Wie Sie sehen, sind Schweine als Haustiere nur zu empfehlen, wenn Sie sich intensiv mit den Eigenarten der Tiere beschäftigen und sich die anspruchsvolle Haltung zutrauen. Für eine artgerechte Haltung brauchen Sie außerdem Platz. Und da alle Schweine rechtlich als Nutztiere gelten, müssen Sie sich darüber hinaus auch noch mit den Vorschriften der Schweinehaltung auseinandersetzen. Wenn Sie dies alles gewährleisten können, dann sind Minipigs aber interessante Hausgenossen, die aber besser außerhalb Ihres Heimes aufgehoben sind.

Mindestvoraussetzungen für die artgerechte Minipig-Haltung:

  • keine Einzelhaltung (mindestens zwei, besser drei bis vier)
  • Tiere sollten miteinander aufgewachsen sein
  • für jedes Schwein eigener Fressplatz erforderlich
  • Futter rationieren
  • ausreichend Platz zum Wühlen
  • eigener Stall
  • Kontaktscheu der Tiere respektieren
  • Dressur nur ohne Zwang und mit viel Geduld

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Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt Blankbogen, ist DFBV-Trainerin und Autorin von Bogensport-Büchern. Als Fach-Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Dies ist ihr Hobbyblog.